Schon in jungen Jahren mit einer außergewöhnlichen Karriere zu beeindrucken, ist nur wenigen vergönnt. Doch gleich in zwei völlig unabhängigen und grundverschiedenen Berufsfeldern herausragende Erfolge zu feiern – das ist der Goldstandard mit Sternchen. Genau diese seltene Kombination verkörpert Dr. Katharina Stenger ein echtes doppeltes Ausnahmetalent.

Immer wieder gibt es bei uns an der Saar ganz besondere Menschen zu entdecken, die weit über die Grenzen des schönsten Bundeslandes der Welt hinaus ihre Spuren hinterlassen. Bemerkenswert ist dabei auch, dass diese Originale mitunter bei allem Erfolg in ihrer Heimat ein ganz normales Leben führen, so ein bisschen der sprichwörtliche Prophet im eigenen Land. Dr. Katharina Stenger alias Rina Bambina ist weltweit gebuchtes Pin-Up-Model sowie international renommierte und promovierte Neuropsychologin. Eigentlich ständig unterwegs hält die Wissenschaftlerin heute noch Fachvorträge in den USA, um schon am nächsten Tag als Model zu Shootings und Workshops in Japan zu jetten.

Wie schafft es die gebürtige Quierschiederin, diese beiden Welten so erfolgreich zu vereinen? Genau das wollten wir herausfinden. Und so hatten wir das große Glück, die passionierte Vintage-Liebhaberin bei einem Heimatbesuch zu erwischen – und sie auf einen Kaffee in ihrem Viertel zu treffen. Ein Gespräch über Mode, Psychologie und die Suche nach Sinn

L!VE: Du wirkst, als kämst du gerade frisch vom Shooting – perfekt gestylt, perfekt geschminkt. Stimmt der Eindruck?

Dr. Katharina Stenger: „Nicht so ganz – ich komme nur aus meiner Wohnung, beziehungsweise dem Homeoffice. So auszusehen ist einfach ein Teil von mir. Aber ich gehe auch mal im Pyjama Brötchen holen. Wenn ich jedoch Termine habe oder mich mit Leuten treffe, ist mir wichtig, dass mein Äußeres meine Persönlichkeit unterstreicht.“

L!VE: Wie begann deine Leidenschaft für Vintage und Fotografie?

Katharina: „Da spielt der Kleiderschrank meiner Großmutter eine entscheidende Rolle und ihr Wunsch, dass ich doch das ein oder andere mal anziehen könnte. Sie war Schneiderin und hatte so das Auge zu erkennen, dass ich als Teenager in ihre Klamotten reingepasst habe. Alles war so schön erhalten und sie hatte es für mich aufgehoben und freute sich sehr, wenn ich die Sachen anprobierte. Das hab ich dann ihr zuliebe auch irgendwann gemacht und hab mich tatsächlich direkt wohlgefühlt in den Sachen. Das hatte schon eine emotionale Komponente und ich fühlte mich ihr verbunden. Zum anderen dachte ich mir, okay, das ist schon ein ganz, ganz, anderer Stil, aber mit 16 ist ja jeder in so einer Selbstfindungs-Phase und ich fand, das passt irgendwie zu mir. Das ist einzigartig, das ist cool, das ist auch weiblich auf eine Art und dann hab ich das einfach immer so weitergemacht und nie aufgehört. Etwa zur gleichen Zeit hat ein damaliger Freund von mir angefangen zu fotografieren und meinte so, stell dich doch mal dahin und das hat mir dann auch ganz gut gefallen, gerade so in dem Style, denn ich für mich etabliert hatte. Dann hab ich angefangen, mich einer Modelkartei anzuschließen, hab‘ da Leute kennengelernt, ein Netzwerk aufgebaut und dann ging’s los mit Jobs. Hab‘ mich da relativ schnell reingefunden. Für High Fashion bin ich ganz offensichtlich zu klein und hab‘ nicht die die rechten Maße dafür, aber das wollte und will ich auch gar nicht und deshalb hab ich mich relativ schnell in der Vintage Szene beheimatet gefühlt. Hier darf man mir darf man so sein, wie man ist und es ist für jeden was dabei. Es gibt keine Grundvoraussetzungen, was Äußerlichkeiten angeht, das hat mir gefallen, auch vom innerlichen Wert, vom innerlichen Ausdruck.“

Vintage als Lebensstil

L!VE: Setzt sich das Thema Vintage auch in deinem Zuhause um?

Katharina: „Ja, tatsächlich, es setzt sich fort. Ich mag das ganz gern. Ich fahre zwar noch nicht den Oldtimer, aber eines Tages würde ich den auch gern haben. Ich lebe es auch wirklich gern so. Wobei ich muss schon sagen, ich bin jetzt nicht komplett verschlossen und lebe da nur in einer Bubble drin. Mir ist natürlich wichtig, den modernen Bezug zur Welt zu haben oder es mischt also auch mal ganz gerne. Manchmal vermuten die Leute, dass ich die „gute alte Zeit“ irgendwie besser fände als heute, aber ich will gar nicht so in diese Richtung tendieren. Ich bin sehr froh, dass ich heute geboren bin.“

L!VE: Hat dir dein Stil geholfen, auch außerhalb des Saarlands Fuß zu fassen?

Katharina: „Auf jeden Fall. Das Netzwerk hier war ’n toller Start, zum Ausprobieren, zum Kreativsein, zum Experimentieren, wo will man eigentlich hin? Dann kam der nächste Schritt, als ich mein Selbstbewusstsein hatte und natürlich auch positives Feedback bekommen habe. Ich war dann auch so mutig, beispielsweise mal in die USA zu gehen oder, als ich durch die Uni bedingt eine Zeitlang in China gearbeitet habe, dann auch dort einfach auf Fotografen zuzugehen. Da musste ich schon aus meiner Komfortzone rauskommen, doch das hat sich total gelohnt und das war auch fürs eigene Wachsen wichtig und hat mich weitergebracht.“

Kreativer Ausdruck statt reiner Produktdarstellung

L!VE: Du betonst immer wieder den kreativen Aspekt beim Modeln.

Katharina:  „Klar gibt es auch den Bereich beim Modeln, wo es „nur“ darum geht ein Produkt darzustellen. Das ist ein eigenes Genre und das mach‘ ich auch mal, aber ich habe das Privileg und die Möglichkeit, die ich ganz großartig finde, mich selber da einzubringen, mit den Leuten auf Augenhöhe zu kollabieren und gemeinsam an ’ner Idee zu arbeiten und an einem Strang zu ziehen. Dadurch entsteht der kreative und künstlerische Ausdruck und das ist eben etwas mehr als nur ein Produkt zu sein oder zu präsentieren. Aber ich sag‘ mal so, wenn mich jetzt Prada oder Gucci anschreiben würden … Aber ich fühl mich in meiner Vintage-Blase sehr wohl und auch hier gibt es ja richtig gute Designer“

L!VE: Neben dem Modeln bist du promovierte Psychologin. Wie kam es dazu?

Katharina: „Ich war immer schon sehr interessiert an Menschen, war als zurückhaltender, schüchterner Mensch immer eher in einer Beobachterrolle. Ich spürte aber immer schon so eine Verbundenheit und merkte, ich bin irgendwie auf der Welt, um anderen zu helfen, in welcher Form auch immer. Als ich etwa 14 Jahre alt war, hat meine Mutter wiederholt über einen befreundeten Psychologen geredet und ich mir dachte, das ist ja doch interessant. Das hatte mit Menschen und Gefühlen zu tun und bot eine große Möglichkeit, anderen irgendwie zu helfen, denen es nicht so gut geht. Daraus wurden schließlich zehn Jahre an der Universität des Saarlandes inklusive Promotion.“

L!VE: Statt „normalem“ Praxisbetrieb hast Du eine psychologische Online-Beratung entwickelt. Wie kam es dazu?

Katharina: „Das hat mehrere Gründe. Wenn ich mich irgendwo niederlasse, so sehr mein Herz hier am Saarland hängt, aber dann wär ich gebunden. Ich kann ja nicht zu einem Klienten sagen, so, ich bin jetzt mal drei Wochen in China und dann zwei Wochen in den USA, guck mal, wie Du klarkommst. Ich will ja auch nah an den Menschen dran sein, was ja inzwischen auch online möglich ist. Ein zweites Argument war für mich, ich wollt nicht in dem System arbeiten mit dem Motto: Du hast zwölf Sitzungen Zeit, danach hat’s dir bitte besser zu gehen. Da arbeite ich lieber individuell, was mich natürlich auf andere Weise noch mal ’n bisschen einschränkt, aber ich wollte mich einfach nicht irgendwo reinpressen. So habe ich relativ schnell durch die Praktika, die ich an verschiedenen Stellen gemacht habe im Studium gemerkt, dass es da relativ unmenschlich zugehen kann. Da wollte ich mich nicht rein begeben, sondern wollte eher mein eigenes Ding machen und mich eher als Einzelkämpferin versuchen. Das gibt mir ja auch wieder mehr Möglichkeiten, individuell zu agieren.

Rund um die Uhr erreichbar

L!VE: Du bietest Deine Hilfe ja 24/7 an sieben Tagen in der Woche an. Wie oft kommt es denn tatsächlich vor, dass Menschen zur Unzeit Deine Aufmerksamkeit brauchen?

Katharina: Eigentlich jede Woche. Oft wenn die Leute Feierabend haben und dann nach ihrer Arbeit, weil sie dann erst die Möglichkeit haben, mit jemandem zu reden und Psychologen eigentlich mehr erreichbar sind. Als ich meine Onlineberatung 2019 gegründet habe, war ich eines von ganzen drei Onlinepsychologie-Angeboten in Deutschland. Tatsächlich wurde meine Idee anfangs ein bisschen belächelt von Bankleuten und Unternehmensberatern. Aber ich war absolut überzeugt, dass es wichtig ist, Leute auch online zu erreichen, nicht zuletzt auch um Hemmschwelle zu senken. Dann kam ja ein Jahr später Corona und ich war erleichtert, dass ich da schon relativ gut aufgestellt war, dass ich da auch um die Bürokratie, Stichpunkt Datenschutz, wusste. Habe dann auch andere Psychologinnen geschult und mittlerweile gibt es Praxen, die das auf Hybrid anbieten.“

L!VE: Nebenbei hast du dich auch zur Heilpraktikerin für Psychotherapie ausbilden lassen?

Katharina: „Ja, das war parallel zur Promotion. Ich hab das freiwillig gemacht, obwohl dadurch, dass ich ’n klinischen Master gemacht hab, Neuropsychologie gemacht und Rehabilitationspsychologie im Master, hätte ich das nicht machen müssen. Aber was mir gefehlt hat im Studium, war einfach die Praxis. Ich wollte mehr mit echten Menschen arbeiten und habe eine verkürzte Ausbildung dort gemacht. Größtenteils Präsenz und Supervision und solche Sachen. Gerade diese Supervision fand ich total wertvoll. Mich selbst zu reflektieren, wie bin ich und wie will ich sein als Psychologin. Und da hab ich das einfach freiwillig noch mit dazu gemacht.“

Zwischen Animes und Achtsamkeit

L!VE: Deine Japan-Affinität teilst du mit deiner Kunstfigur Rina Bambina?

Katharina: „Also ich war schon immer sehr von allem Japanischem fasziniert, schon als Teenager von Animes und Mangas. Wie das so ist, als Teenager hat man irgendwie das Gefühl, man passe nirgendwo rein. Ich habe mich in diese Welt so rein geflüchtet, ’n schöner bunter Eskapismus, noch bevor ich das Thema Vintage für mich entdeckte Und als ich später in China arbeitete, hatte ich die Möglichkeit, zwei Wochen lang nach Japan zu reisen. Habe ich gemacht und mich direkt verliebt in das Land. Ich war bei ’ner ganz tollen Gastmutter damals, also nicht im Hotel, weil ich direkt von Anfang an mittendrin sein wollte. Die habe ich dann auch immer wieder besucht habe und sie hat mir das Land bisschen gezeigt hat. Und ich war direkt so, ja, das ist es. Die Mentalität dort hat’s mir sehr angetan, wie achtsam die Menschen sind miteinander, auch mit der Natur und solche Sachen, das fand ich sehr spannend. Wollte da dann mehr lernen drüber und dann hat sich das weiterentwickelt. Und obwohl die Faszination anfangs nichts mit dem Thema Vintage zu tun hatte, war es dann schließlich sehr interessant als diese Welten begannen sich mehr und mehr zu verbinden.“

L!VE: Diese Verbindung hast Du dann ja ganz aktiv betrieben?

Katharina: „Nach der Promotion, als ich dann gründete, hatte ich eine ganz tolle Unternehmensberaterin, die mich ursprünglich als Model kennengelernt hatte. Sie hat mich dann auch gefragt, warum trennst Du das eigentlich? Mach das doch zusammen. Ich hab dann angefangen drüber nachzudenken, was ein langer Prozess war, der auch immer noch nicht ganz abgeschlossen ist. Aber mit der Zeit kam ich zu dem Schluss: ich kann ja auch mit meinen psychologischen Kenntnissen und meiner Faszination für Vintage Mode oder generell für Selbstausdruck, Menschen zusammenfinden oder Menschen helfen damit und das mache ich dann jetzt auch in Form von Workshops zum Beispiel. Wie präsentiere ich mich vor ’ner Kamera in ’nem Jobinterview, solche Sachen, die viel mit Selbstbewusstsein, mit Selbstfindung zu tun haben. Da kann ich als Psychologin wirksam sein, weil ich weiß, wie Menschen denken, und kann den Leuten helfen, aber auch die eigene Richtung, den eigenen Stil zu finden, weil das hab ich ja auch schon alles durchgemacht.“

L!VE: Du beschäftigst dich intensiv mit dem japanischen Ikigai-Konzept. Warum?

Katharina: „Meine Gastmutter brachte mir das Wort bei – als Lebensphilosophie, nicht als Business-Modell. Jahre später entdeckte ich, dass es in der westlichen Welt oft als Karrierecoaching verkauft wird – das fand ich schade. Ich recherchierte, fragte in Japan nach – und erkannte, dass es ein kulturelles Missverständnis ist. Trotzdem: Die Essenz von Ikigai lässt sich auch hier leben – achtsam, sinnvoll, offen für Fehler.“

L!VE: Du siehst Dich schon als Produkt Deiner Aktivitäten? Ohne Rina wäre auch Frau Doktor eine andere und umgekehrt, oder?

Katharina: „Das Modeln hat mir persönlich sehr geholfen und mich zu entwickeln. Standhaft zu bleiben und durchzuhalten, auch wenn’s mal nicht so gut läuft und schließlich meinen eigenen Platz zu finden. Genauso mit dem Vintage-Ding, das macht auch nicht jeder, aber das ist mein Ding. Das Gleiche ich auch in der Psychologie fortgeführt. Ich bin nicht die 08/15 Psychologin, ich bin die Rina- und die macht ihre Art Pyscholgie.“

L!VE: Aber da gibt es doch bestimmt auch Ziele für die nächste Zeit?

Katharina: „Ein Ziele wäre vielleicht, noch mehr Menschen zu erreichen. Noch mehr Menschen, die vielleicht auch Schnittstellen suchen, die vielleicht Kontraste haben wollen, die Neues ausprobieren wollen. Es ist zwar schön viel unterwegs zu sein und ich hab‘ unglaublich viele Netzwerke auf der ganzen Welt, aber das hat halt einen Nachteil: Du bist nie wirklich lange in einer Welt drin. Du reist immer weiter immer weiter, bist nicht fester Teil. Und da glaub ich, würde ich mir für die Zukunft noch wünschen, ’n bisschen stärker zu werden an bestimmten Standpunkten und dann vielleicht noch mehr Menschen zu erreichen oder mit anderen zusammenzuarbeiten. Und bald nochmal nach Japan!“

L!VE: Da wünschen wir alsbald gute Reise und sagen Danke für Deine Zeit!

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